Bericht zur BA/MA-Tagung der DGEKW
Vom 4. bis 6. Mai 2023 fand am Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft der Universität Tübingen in Kooperation mit dem ständigen Ausschuss für Studium und Lehre der Deutschen Gesellschaft für Empirische Kulturwissenschaft die Arbeitstagung zu Studienorganisation und Lehre statt. Nach pandemiebedingter Pause bot die Veranstaltung in Präsenz endlich wieder die Gelegenheit für intensiven persönlichen Austausch. Teilgenommen haben bei der Tagung Vertreter*innen der Studiengangskoordination aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Im zweiten Teil der Tagung gab es auch Gelegenheit, über die Erfahrungen und Potenziale von Kooperationen zwischen Universitäten, Museen und Archiven als wesentliche Impulse zur Weiterentwicklung der Fachstudiengänge zu diskutieren. Die Tagung bot einen lebendigen Rahmen, um aktuelle Chancen und Herausforderungen vernetzter Zusammenarbeit zu reflektieren.
Chancen und Potentiale institutioneller Kooperationen
Kooperationen zwischen Institutionen der Alltagskultur wie Universitäten, Museen und Archiven sind in den letzten Jahren zu zentralen Instrumenten kulturwissenschaftlicher Forschung, Vermittlung und Lehre geworden. Sie versprechen, neue Wissensfelder zu erschließen, erweiterte Publika anzusprechen und institutionelle Sichtbarkeit zu erhöhen. In der Lehre haben solche Kooperationen das große Potenzial, berufsspezifische Kompetenzen und Denkstile in einem praxisnahen Projekt zu erlernen. Doch was bedeutet es konkret, miteinander zu kooperieren? Welche Erfahrungen prägen die Praxis dieser institutionellen Vernetzung?
In der Praxis zeigen sich die Chancen solcher Vernetzungen deutlich. Universitäten profitieren durch Kooperationen mit Museen oder Archiven von der Möglichkeit, theoretisches Wissen an konkreten, oft materiell präsenten Sammlungsbeständen zu erproben und somit praxisnah zu vermitteln. Museen und Archive gewinnen durch akademische Kooperationen frische Perspektiven auf ihre Bestände sowie Impulse für innovative Vermittlungsformate, wodurch auch neue Zielgruppen erreicht werden können.
Herausforderungen und institutionelle Spannungen
Allerdings ergeben sich in der Zusammenarbeit regelmäßig Herausforderungen, die nicht unterschätzt werden dürfen. Unterschiedliche Arbeitsrhythmen, institutionelle Hierarchien und Erwartungen an die Projektgestaltung verlangen nach einer sorgfältigen Abstimmung und klarer Kommunikation. Persönliche Beziehungen zwischen den Partner*innen, die einerseits Prozesse erleichtern, bergen andererseits das Risiko unzureichender formaler Vereinbarungen, insbesondere dann, wenn Konflikte auftreten.
Voraussetzungen gelingender Zusammenarbeit
Um diesen Fallstricken konstruktiv zu begegnen, erweist sich eine solide Koordination als unverzichtbar. Dabei ist entscheidend, bereits zu Beginn gemeinsam klare Zielvereinbarungen und Verantwortlichkeiten festzulegen und hierfür genügend Ressourcen einzuplanen. Digitale Infrastrukturen können Kooperationen unterstützen, vorausgesetzt, Sammlungen sind ausreichend strukturiert und zugänglich. Workshops für Zeit- und Projektmanagement, insbesondere unter Einbeziehung von Studierenden, haben sich als wertvolle Hilfsmittel erwiesen.
Strategien für nachhaltige Kooperationen
Besonders relevant ist die Frage, wie kooperative Projekte nachhaltig gestaltet werden können. Nachhaltigkeit meint dabei nicht nur die Langzeitverfügbarkeit von Projektergebnissen, etwa über Websites oder gemeinsame Lehrkonzepte, sondern auch die kontinuierliche Pflege institutioneller und persönlicher Netzwerke. Gute Kooperationen beruhen darauf, dass nicht bloß Dienstleistungen abgefragt oder erbracht werden, sondern ein gemeinsames Verständnis für die Chancen und Schwierigkeiten institutioneller Zusammenarbeit wächst.
Ausblick: Kooperation als kultureller Möglichkeitsraum
Letztlich verdeutlichen Erfahrungen aus der Praxis, dass institutionelle Kooperationen mehr sind als bloße Zweckbündnisse. Sie sind komplexe soziale Gefüge, die von gegenseitiger Offenheit, verlässlicher Kommunikation und der Bereitschaft zu kontinuierlicher Reflexion leben. Solche Kooperationen können beispielhaft zeigen, wie durch gemeinsames Handeln die Herausforderungen zeitgenössischer Alltagskulturforschung erfolgreich gemeistert werden können.
Während der Tagung konnten die Erfahrungen aus den Kooperationsprojekten des Forum Alltagskultur Baden-Württemberg vorgestellt und gewinnbringend in Austausch mit Erfahrungen der Kolleg*innen gebracht werden. Dieser Austausch sollte auf einer der nächsten Zusammentreffen während der BA/MA-Tagung gerne wiederholt werden, um Entwicklungen weiterzuverfolgen und das dazu gesammelte Wissen im Fach kontinuierlich aktuell zu halten.

